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    Wasser ist Leben

    Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist für den menschlichen Organismus elementar. Wie gut uns Wasser tut, merken wir im Erwachsenenalter meist erst nach sportlicher Anstrengung oder bei Kreislaufproblemen.

    Zwei bis drei Liter täglich sollten es schon sein, denn Wasser garantiert – neben Sauerstoff – die Lebenskraft des Menschen. Wasser ist vielfältig einsetzbar: nicht nur als Lebensmittel, sondern auch als Kühl- und Produktionsmittel liefert das flüssige Element Energie, Erholung und Heilung.

    In Europa können wir uns gar nicht mehr vorstellen, dass rund 2,5 Milliarden Menschen auf unserem Planeten keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Vor diesem Hintergrund wird die Tätigkeit der Stadtwerke Neuburg besonders bedeutsam. Denn wir sorgen dafür, dass Wasser in hervorragender Qualität für jeden in der gewünschten Menge und rund um die Uhr zur Verfügung steht.

    Das Jahr 2016 war ein ganz besonderes Jahr: Wir haben unser Wasserjubiläum gefeiert. Lesen Sie nachfolgend mehr zur Geschichte.

    Die Geschichte – Ottheinrich und das Wasser

    Als Ottheinrich die Herrschaft über das ihm und seinem Bruder Philipp im Kölner Spruch zugeteilte Fürstentum Neuburg antrat, muss er schon den Wert von klarem und reinem Trinkwasser gekannt haben. Da ihm der Martinsbrunnen (an der Stelle der heutigen Provinzialbibliothek) nur Donauwasser brachte, hingegen im Keller der späteren Restauration „Zum Kurfürsten“ eine sprudelnde Quelle Trinkwasser bester Qualität zur Verfügung stand, ließ er sich von dort täglich mit Hilfe eines Eselgespanns das benötigte Wasser heranschaffen.

    Größere Mengen an Wasser brauchte Ottheinrich aber bald an anderen Stellen. Als er den Hofgarten anlegen ließ, benötigte man zu seiner Bewässerung sehr viel Wasser. Hinzu kam aber wohl der Wunsch, es anderen Fürsten der gleichen Zeit gleichzutun, sich neckische Wasserspiele zu schaffen. Hierzu gehörte aber Druckwasser.

    Da sich Druckwasser mit Hilfe der damaligen Technik nicht erzielen ließ, kamen wohl die Berater von Ottheinrich auf die Idee, einen Wasserturm zu bauen und das dort nun gesammelte Wasser als Druckwasser zu verwenden. Leider reichten aber die dürfe Pumpanlage des Bächleins am alten Hofgarten nicht mehr aus. In diesem Dilemma lieh sich Ottheinrich bei seinem in München regierenden verwandten, Herzog Wilhelm IV. von Bayern, den wohl als Fachmann anerkannten Zeugmeister Friedrich Praitner aus. Dieser fand auf einem Gelände bei dem auf der linken Donauseite gelegenen Dorf Laisacker vier Quellen. Diese ließ er in einer Brunnstube zusammenfließen und von hier aus mit Hilfe von Deicheln, Leitung in den Wasserturm verlegen. Die Leitung im Wasserturm musste wegen dem hier entstehenden Druck aus Bleirohren gefertigt werden. Wahrscheinlich war auch die über die Donau entlang der Brücke geführte Leitung aus Bleirohren, da sie in Höhe des Geländers angebracht wurde.

    Diese Leitung war sowohl für die Bewohner des Schlosses als auch die der Oberen Stadt eine sensationelle Errungenschaft, denn Ottheinrich ließ es nicht damit bewenden, nun gutes Trinkwasser zu jeder Zeit und in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen. Ebenso ließ er dieses Wasser auch in Prunkbrunnen laufen, die er im Schloß und auf dem Markt errichten ließ.

    Da jede Wasserleitung, durch die nicht mittels Filtern gereinigtes Wasser geleitet wird, im Lauf der Zeit Verkrustungen des Innenquerschnittes und schließlich eine Verminderung der transportieren Wassermenge erleidet, geschah dies auch sehr bald mit der Laisacker-Neuburg-Wasserleitung. Als schließlich im Laufe der Zeit der Druck nicht mehr ausreichte, das Wasser in der hoch oben im Wasserturm aufgehangenen Kupferkessel zu speisen, hängte man diese immer tiefer, bis der Druck des aus ihm zu den Verbrauchern fließenden Wasser nicht mehr ausreichte, das Wasser zu diesen fließen zu lassen. Also hieß es immer wieder in den Jahrzehnten nach dem Bau der Leitung, Deicheln, und Bleileitungen gegen neue auszutauschen. Ihre Unterhaltung verursachte in zunehmenden Maße Geldaufwand. Zum Ende des 16. Jahrhunderts war die sogenannte Hofwasserleitung so gut wie unbrauchbar geworden. Eine erneute Lösung des Problems der Wasserversorgung musste gefunden werden. So sehen wir von diesem Zeitpunkt an verschiedene Fachleute in Neuburg am Werk, in oder an der Donau oder der Donauinsel Schöpf- bzw. Pumpwerke aufzubauen, die mit Hilfe der strömenden Donau Wasser in den Wasserturm schaffen sollten. Des Kummers und des Geldausgebens gab es kein Ende bis die Dampfkraft in Europa und auch in Neuburg ihren Siegeszug antrat.

    125 Jahre Wasserversorgung in Neuburg an der Donau

    Neuburg an der Donau scheint mit Wasser gesegnet zu sein. Neben der schönen Donau besitzt die Stadt eine Trinkwasserquelle, die in den Tiefen des Karstgesteins entspringt und klares Wasser für alle Bewohner liefert. Doch bis die Wasserversorgung so gesichert war wie heute, mussten die Neuburger einige Höhen und Tiefen überwinden. Unter anderem verlegten sie kilometerlange Leitungen, gruben tiefe Brunnenlöcher und bauten stattliche Wassertürme. So erzählt die Geschichte der Neuburger Wasserversorgung von vielen technischen Herausforderungen und von einem unvergleichlichen Fortschritt. Die vergangenen 125 Jahre sind jedoch auch von außergewöhnlichen Menschen geprägt, wie etwa von den vielen tatkräftigen Brunnenmeistern. Hier tauchen Sie ein in diese spannende Vergangenheit und in eine Zeit, in der sauberes, stets verfügbares Wasser noch alles andere als selbstverständlich war.

    Chronik der Wasserversorgung in Neuburg

    1522
    Als Fürst Ottheinrich die Regierung antritt, ist die Lage der Wasserversorgung im Schloss und in der Oberen Stadt miserabel. Der Schlossbrunnen fördert nur wenig und qualitativ schlechtes Wasser. Deshalb wird das Trinkwasser mit Maultieren aus dem acht Kilometer entfernten Riedensheim herangeschafft.

    1531
    Ottheinrich lässt einen Wasserturm in der Oberen Stadt bauen. In dem Turm befindet sich ein Kupferkessel als Hochreservoir für das Wasser aus Riedensheim. Doch auch der Wasserturm bereitet Probleme: Der Druck reicht nicht aus, um genügend Wasser in den Hochbehälter zu befördern.

    1532
    Bau der Hofwasserleitung: Im Dorf Laisacker werden Höhenquellen entdeckt. Von dort aus kann das Wasser ohne Pumpen bis in den Hochbehälter geleitet werden.

    1546
    Der Fürst von Neuburg wird gebannt und geächtet. Die Hofwasserleitung, die zum Großteil aus hölzernen Teicheln (Rohren) besteht, wird jahrelang nicht benutzt und verfällt.

    1590
    Nach Jahre dauernden Planungen und Verhandlungen beginnt der Bau eines neuen Pumpwerks. Ein Wasserrad in der Donau liefert die Energie für die Pumpen, die das Wasser in den Hochbehälter am Schloss befördern. Doch das neue Wasserversorgungssystem funktioniert mehr schlecht als recht – nämlich nur, wenn die Donau genügend Wasser hat.

    1632
    Im Dreißigjährigen Krieg wird die Donaubrücke zerstört. Da die Wasserleitungen über die Brücke führten, wird auch die Wasserversorgung unterbrochen.

    1659
    Um das Problem der unzureichenden Wasserversorgung in den Griff zu bekommen, wird die alte Hofwasserleitung instandgesetzt und die Holzrohre werden durch Bleirohre ersetzt. Doch die Reparaturen ziehen sich hin. Immer wieder haben die Bürger kein Wasser.

    1824
    Die Lage der Wasserversorgung verschlechtert sich weiterhin. Wichtigste Quelle für die Obere Stadt ist der Marienbrunnen. Dort fließt das Wasser jedoch nur langsam, manchmal gibt es tagelang kein Wasser. In der Vorstadt müssen die Menschen auf verschmutztes Brunnenwasser oder Donauwasser zurückgreifen. Immer wieder erkranken und sterben Menschen an verunreinigtem Trinkwasser.

    1868
    Das Schloss wird dem Militär übergeben. Die Militärverwaltung beklagt, dass auf dem Weg von Laisacker bis zum Wasserturm viel Wasser verloren geht. Die Lage der Wasserversorgung verschlechtert sich mit steigendem Bedarf weiter.

    1884
    In Frankreich bricht die Cholera aus. Daraufhin werden in vielen Städten Deutschlands Gesundheitsräte ins Leben gerufen. Eine Untersuchung in Neuburg zeigt: 75% des zur Verfügung stehenden Trinkwassers weist eine unzureichende Qualität auf.

    1888
    Nachdem die Stadt viele Jahre nach einer Lösung der Wasserfrage gesucht hat, gibt sie ihre ursprünglichen Pläne, Fernleitungen zu den Riedensheimer Quellen zu legen, auf. Anstoß dafür ist ein neues Gutachten, wonach am Donauufer ein Grundwassergebiet liegt.

    1890
    Das Wasserwerk mit Hochbehälter wird errichtet, das Rohrnetz ausgebaut. Viele Haushalte werden an das neue Wasserversorgungsnetz angeschlossen. Die Sorgen um die Hofwasserleitung haben nach mehr als 300 Jahren ein Ende!

    1903
    Das Wasserwerk wird an das Elektrizitätswerk angeschlossen. Bis dahin wurden die Pumpen mit Dampfmaschinen betrieben.

    1934
    Der Wasserverbrauch in Neuburg steigt stetig. Die Stadt baut einen zweiten Tiefbrunnen, um die Wasserversorgung sicherzustellen.

    1947
    Eine längere Trockenheit sorgt für Wassermangel. Die Polizei überwacht den Wasserverbrauch und bestraft Wassersünder.

    1960
    Ab den 1960er Jahren siedeln sich neue Betriebe in Neuburg an, die Einwohnerzahl steigt. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung steigt auch der Wasserverbrauch. Das Rohrnetz muss erweitert, verstärkt und verlegt werden.

    1961
    Elektrizitätswerk und Wasserwerk schließen sich zu einem städtischen Eigenbetrieb mit dem Namen „Stadtwerke Neuburg a. d. Donau“ zusammen.

    1976
    Der Wasserverbrauch der Stadt ist seit 1960 um 225 Prozent gestiegen. Um die Wasserversorgung sicherzustellen, bauen die Stadtwerke einen neuen Hochbehälter mit 8000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Im Jahr 1978 wird der Wasserturm eingeweiht. Das Wasser kann nun über Nacht zu einem vergünstigten Strompreis hinaufbefördert werden.

    Im Neuburger Trinkwasser werden Bakterien gefunden. Die Suche nach neuen Quellen beginnt. Im Rahmen eines Grundwassererkundungsprogramms findet das Bayerische Landesamt für Wasserwirtschaft eine starke Wasserader im Sehensander Forst.

    1980
    Aufgrund des positiven Messergebnisses bohrt die Stadt Neuburg im Sehensander Forst zwei Brunnen. Beide Bohrungen verlaufen jedoch ergebnislos und die Arbeiten werden abgebrochen. Verlust: 1,3 Millionen DM.

    1983
    Da es keine Alternative zum Karstwasser aus den Tiefenquellen im Sehensander Forst gibt, veranlasst die Stadt Neuburg weitere Untersuchungen, darunter Luftbild­aus­wert­ungen und Bodengasmessungen. Zwei Bohrpunkte werden ausgewählt.

    1985
    Eine Versuchsbohrung verläuft positiv.
    Tiefbrunnen 10 wird erstellt.

    1986
    Eine weitere Bohrung wird in Auftrag gegeben und Brunnen 11 erstellt. Neuburg besitzt nun zwei ergiebige Tiefen­quellen und plant ein neues Wasserwerk.

    1993
    Das neue Wasserwerk im Sehen­sander Forst ist fertiggestellt. Da das Tiefenwasser sehr sauerstoffarm ist, wird es in einer Aufbereitungsanlage belüftet und der Eisenanteil reduziert. Seitdem versorgt das Wasserwerk Neuburg und seine Ortsteile mit einwandfreiem Trinkwasser.

    Impressum Herausgeber: Stadtwerke Neuburg an der Donau, Heinrichsheimstraße 2, 86633 Neuburg an der Donau Konzeption und Recherche: Florian Kern M.A., Hanna Reiss M.A., D.I.E. Firmenhistoriker GmbH Texte: Natalie Frank Lektorat: Isolde Bacher M.A., text_dienst Redaktion und Koordination: Roman Krüger M.A. , Hanna Reiss M.A., D.I.E. Firmenhistoriker GmbH Bildnachweis: Archiv Hausmann, Archiv Richard Linzi, Archiv Winfried Dier, Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Staatsgalerie Neuburg (Inv. Nr. 2449), Historischer Verein Neuburg a. d. Donau, Kunstkreis Neuburg a. d. Donau, Sammlung D.I.E. Firmenhistoriker GmbH, Stadtarchiv Neuburg a. d. Donau, Stadtmuseum Neuburg a. d. Donau